Autor*INNen 2010

Michel Butor (Frankreich) ,Franzobel (Österreich), Gabriele Loges (Deutschland), Monika Helfer (Österreich), Hettie Jones (USA), Georg Klein (Deutschland), Georg Kreisler & Barbara Peters (Österreich), Katharina Lanfranconi (Schweiz), Sigitas Parulskis (Litauen), PEH Paula Gelbke (Deutschland), Isolde Schaad (Schweiz), Fabio Stassi (Italien) Carl Weissner (Deutschland), John Wray (Österreich/USA), Rainer Wieczorek (Polen/Deutschland), Erika Wimmer (Österreich)

Michel Butor

©M.Kauz
©M.Kauz

Lebt in Lucinges, Frankreich


Unvergesslich wird mir der Nachmittag des 13. April 2008 bleiben, an dem Magdalena Kauz und ich ihn in dem kleinen Ort Lucinges in der Nähe von Genf besucht haben; der Buchhändler Rüger in Frankfurt hatte mich – ich erstand dort gerade einige der alten Biederstein-Ausgaben von Butor – aufmerksam gemacht, dass der Autor unweit von Genf lebe. Und augenblicklich war nicht nur die Vorstellung vom Entschluss, ihn aufzusuchen, in mir gewesen, sondern auch die feste Absicht, dies auf einer geplanten Reise nach Südfrankreich zu tun. Kurz darauf war für besagten 13. April ein Treffen in seinem Haus vereinbart worden. Nun begegneten wir dem Mitbegründer des „Nouveau Roman“, dem Verfasser eines der sogenannten Schlüsselwerke zu dieser Literatur, dem Roman "Der Zeitpla"n, darüber hinaus dem Verfasser von zwei meiner erklärten „Lehrbücher“, zum einen "Paris-Rom oder die Modifikation zum anderen Paris – Passage de Milan"; das zweite übrigens eines jener für Gert Jonke unverzichtbaren Werke (eines Tages hatte er – indem er mir den Roman in die Hand drückte – gemeint, dass dieses Buch und dieser Autor ihm seit langem schon Inspirationsquelle sei). Mit Michel Butor dürfen Sie einen Schriftsteller erleben, der bereits zu Lebzeiten zur Literaturgeschichte zählt und zwar nicht nur zu derjenigen seines Heimatlandes. Redet man über ihn, wird man von den literarischen Weggefährten und Weggefährtinnen sprechen, von Claude Simon, von Robert Pinget, Nathalie Sarraute, Marguerite Duras. Sie waren die Wegbereiter für eine nicht unbeträchtliche Zahl junger Autorinnen und Autoren. In den Bücherregalen deutschsprachiger Literaturbegeisterter wird sich zumindest eines der Werke von Claude Simon oder Marguerite Duras finden und in Zukunft wohl auch wieder diejenigen von Michel Butor; bislang war sein von Helmut Scheffel kongenial in die deutsche Sprache übersetztes Werk mehr oder weniger vergriffen, nun allerdings wird es im Matthes & Seitz Verlag Berlin neu aufgelegt. Versäumen Sie nicht die Gelegenheit, einen der maßgeblichen und richtungweisenden Vertreter des „Nouveau Roman“ persönlich zu begegnen, eine seiner raren Lesungen mitzuerleben und die Möglichkeit zu haben, sich ein Buch signieren zu lassen.

hdh


Bücher: Der Zeitplan 2009 Matthes & Seitz Berlin; Paris-Rom oder die Modifikation 1958 Biederstein Verlag München; Paris – Passage de Milan 1967 Fischer Verlag Frankfurt.


Franzobel

©H.Silbermayr/Zsolnay
©H.Silbermayr/Zsolnay

Lebt in Wien, Buenos Aires und Pichlwang

 

Wollte man alles je von Franzobel Geschaffene gelesen, gesehen, gehört haben, man müsste mindestens ein Bildungskarenzjahr beantragen, sich sogleich unerschrocken ins Franzobel'sche Textmeer werfen und den Dauerdichter selbst höflichst bitten, er möge zwischenzeitlich die Welt umsegeln oder sich anderweitig sprachfern beschäftigen – aber allein was danach wohl wieder entstünde bzw. dem Dichterherz entspränge, bescherte einem erneut einen erheblichen, uneinholbaren Franzobel-Status-Quo-Expertenrückstand...

Das heißt, die bunten, vielgestaltigen Franzobel'schen Textkorallenriffe sind nie zur Gänze überschaubar, denn sie wachsen, wuchern und gedeihen prächtig. Nimmt man neben den Werken Franzobels auch noch jene der Patroninnen und Patronen von Preisen und Stipendien, die ihm bereits verliehen wurden hinzu (Bachmann, Brecht, Canetti, Nestroy, Schnitzler und Weihrauch), dürfte man ohnehin ein Durchschnittsleseleben lang beschäftigt sein. Neben dem Romancier mit Hang zum Barocken, dem Theaterautor mit Skandalpotential, dem nicht zu bändigenden Sprachvirtuosen und dem radikalsubjektiven Fußballkolumnisten gibt es aber auch noch den politisch engagierten Essayisten Franzobel. Denn der Interessensfokus im Franzobel-Kosmos hat sich mittlerweile erweitert, nein, verschoben. Verschrieb sich Franzobel anfangs vorwiegend dem Sprachreferentiellen, dann dem Zeitgeschichtlichen, so steht momentan aktuell Gesellschaftspolitisches im Zentrum seiner stets unverwechselbar poetischen Betrachtungen. Aber egal, in welchem Genre Franzobel operiert, nach wie vor schafft er es, zu provozieren und zu polarisieren, aber dabei gleichzeitig immer auch auf unnachahmliche Weise zu unterhalten.

 

köma


Bücher:

Österreich ist schön 2009; Liebesgeschichte 2007; Das Fest der Steine oder Die Wunderkammer der Exzentrik 2005; Lusthaus oder Die Schule der Gemeinheit 2002 Zsolnay; Scala Santa oder Josefine Wurznbachers Höhepunkt 2000 alle Zsolnay Verlag Wien. Website: www.franzobel.at und auf Facebook

 


Monika Helfer

©helfer
©helfer

Lebt in Hohenems

 

 

Monika Helfer, geboren 1947 in Au/Bregenzerwald, lebt als Schriftstellerin mit ihrer Familie in Vorarlberg. Sie hat mehrere Romane, Erzählungen und Kinderbücher veröffentlicht und erfolgreich für das Theater gearbeitet.

In meiner an Höhepunkten recht kargen Zeit in Dornbirn war sie ein Lichtblick. Für mich die erste Lesung meiner Spielbodenzeit, für sie die erste Lesung nach dem Tod ihrer Tochter Paula Köhlmeier. Und was für eine Lesung, eine die mich berührt hat, wie mir das noch selten passiert ist.

 

Höchste sprachliche Eleganz trifft bei Monika Helfer auf ein naturgegebenes Understatement, und damit ringt sie selbst den schwersten Themen noch eine Luftigkeit ab, die den Text kunsthandwerklich durchzieht, den Lesenden heftig beeindruckt und eben auch zu berühren vermag.

Oft spielt sie mit dem Unfassbaren in einem absolut realistischen Kontext (ein minderjähriger Mörder oder eine besondere Doppelschwangerschaft von Mutter und Tochter) und macht mit Witz und zartem Spott dem Leser die „Katastrophe im Kleinen“ erträglicher. Dann sanfte Schonungslosigkeit im eleganten, knappen Stil, frei von Pathos; das macht es uns wieder unheimlicher.

In ihrem neuen Roman Bevor ich schlafen kann bleibt sie ihrem Themenkreis treu: Josi Bartok ist Psychiaterin mit einem nüchternen Blick auf die menschliche Seele. Nach 20 Jahren Ehe und erfolgreicher Brustkrebsoperation bekennt ihr Mann Tomas sich plötzlich zu seiner Homosexualität. Das Unglück muss man ernst nehmen, wie Don Quixote seine Windmühlen. In Griechenland verliebt sie sich neu und schließt Freundschaft mit einer Zwölfjährigen. Ein Roman über eine ungewöhnliche Frau, die nach und nach beginnt, neue Formen des Glücks für sich zu entdecken.

 

rore

 

Bücher:

Bevor ich schlafen kann 2010; Bestien im Frühling 1999 beide Deuticke; Mein Mörder 1999; Wenn der Bräutigam kommt 1998; Oskar und Lilli 1994; Ich lieb Dich überhaupt nicht mehr 1989 alle Piper.

 


Hettie Jones

Foto: ©h.jones
Foto: ©h.jones

Lebt in New York

 

 

Hettie Jones lebte zur Hochblüte der Beats in der Lower East Side und gab mit ihrem Mann Leroi Jones das legendäre Yugen Magazin (zwischen 1957 – 1963) heraus, in dem alle Größen dieser Bewegung publizierten. In ihrem Buch How I became Hettie Jones beschreibt sie sehr eindrucksvoll diese Zeit. Kurz nach dem Weltkrieg gab es im konservativen Amerika für Frauen kaum eine andere Möglichkeit, als den Weg einer Ehe- und Hausfrau zu gehen. Hettie Jones beschreibt in ihrem Buch intensiv und lebensnah, wie einige junge Frauen von damals dem „Kochtopf des Ehelebens“ entgehen wollten und sich so weit wie möglich selbstbestimmt ihr Dasein gestalten wollten.

Hettie Jones stammt aus einer weißen, jüdischen Mittelklassefamilie und ihre Verbindung mit dem schwarzen Dichter Leroi Jones (heute Amiri Baraka), von dem sie zwei Kinder bekam, führte dazu, dass sie von ihrer Familie „ausgestoßen“ wurde. Hettie Jones, die noch heute in New York lebt, publizierte zahlreiche Gedichtbände und Kinderbücher und unterrichtete an verschiedenen Universitäten.

 

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Bücher:

Doing 70 Gedichte 2007 Hanging Loose Press; No Women No Cry Biografie über Bob Marley (gemeinsam mit Rita Marley) 2004 Hyperion; All Told 2003 Gedichte; Drive Gedichte 1997 beide Hanging Loose Press; How I became Hettie Jones Autobiographie 1990 E. P. Dutton, Penguin paperback 1991.

 

Website: http://sites.google.com/site/hettiejones/

 

 


Georg Klein

©www.juergen-bauer.com
©www.juergen-bauer.com

Lebt in Bunde (Ostfriesland)



Für seinen unbetitelten Text, in dem ein Mann auf der Suche nach einer Firma eine rätselhafte Reise durch geheimnisvolle Räume unternimmt, wurde Georg Klein im Jahr 2000 mit dem Ingeborg Bachmann Preis ausgezeichnet; man würdigte den Beitrag als „in sich vibrierendes Rätsel“ und „romantisches Schauermärchen“. Gelesen hatte er einen Auszug aus dem Roman Barbar Rosa, dessen Manuskript bei Drucklegung bereits vor zehn Jahren fertiggestellt worden war. Eine verrückte und auf absurde Weise verkommene Welt. In nebelhafter Zukunft ebenso angesiedelt, wie in einer unbestimmten Vergangenheit. Menschen, die in dumpf-heiterer Sorglosigkeit vor sich hindösen.


Wer ist der Barbar? Alle? Brüchige Männergestalten, gehandicapte, gejagte, unter Druck gesetzte, leidende Antihelden stellt er immer wieder in den Mittelpunkt seiner Arbeiten. Sein neues und umfangreichstes Werk Roman unserer Kindheit wird er im Reisegepäck haben; in der Süddeutschen Zeitung wurde dieses Buch als sein bislang bestes gepriesen. Eine von der Nachkriegszeit geprägte Kindheitswelt der 60er Jahre in einer neu entstehenden Siedlung am Stadtrand von Augsburg lässt er lebendig werden. Auf ihren sommerlichen Streifzügen durch brachliegendes Gelände und unterirdisch-verzweigte Gänge begegnen die Siedlungskinder der Welt von Kriegsversehrten, deren Kriegserlebnisse mit den Gewalterfahrungen der Kinder eigenartig korrespondieren. Immer wieder sieht man sich – während des Lesens – selber inmitten der Kinderschar auf ihren Streifzügen. Ich roch die Straßen und Hausausdünstungen jener Siedlung, in welcher ich als Kind wohnte, ich hörte die Geräusche zwischen den Gebäuden.

Seit Jahren als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller und unverwechselbare Stimme der zeitgenössischen Literatur gehandelt und gefeiert, hatte er im Verlauf seiner Lesereisen – meines Wissens nach – bislang weder Innsbruck noch Hall in seinem Terminkalender.

 

hdh

 

Bücher:

Roman unserer Kindheit Roman 2010; Sünde Güte Blitz Roman 2007; Die Sonne scheint uns Roman 2004; Von den Deutschen Erzählungen 2002; alle bei Rowohlt, Reinbek bei Hamburg; Barbar Rosa eine Detektivgeschichte 2001; Anrufung des blinden Fisches Erzählungen 1999; Libidissi Roman 1998 alle drei Alexander Fest Verlag Berlin.

 

Website des Autors (gemeinsam mit der Autorin Katrin de Vries): http://www.devries-klein.de/


Georg Kreisler & Barbara Peters

Foto: ©privat
Foto: ©privat

Leben gemeinsam in Salzburg


Nicht nur etlicher Anläufe bedurfte es, nein ­auch eine nicht geringe Portion Glück war außerdem vonnöten, um einen lange gehegten Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen. Und wo sich das Glück findet, ist bekanntlich ja auch immer der Zufall mit dabei. Der Zufall nun wollte es, dass ich am Verlagsfest des Dittrich Verlages in Berlin den Verleger des neuen Kreisler-Buches kennenlernte und ein Glück war es, dass dieser anderentags Georg Kreisler zur Verleihung des Friedrich Hölderlin-Preises 2010 begleiten würde. Ich erzählte von meinem Bemühen, seinen Autor nach Hall zu bringen; woraufhin der Verleger mir spontan anbot, ihn umzustimmen („vielleicht“, wie er sagte, „vielleicht“!).

 

„Aller Anfang ist leicht“, sagt er, „durchhalten ist schwer.“ Georg Kreisler wurde 1922 in Wien geboren und musste 1938 in die USA emigrieren. Seither ist er amerikanischer Staatsbürger. Er feiert seit den fünfziger Jahren große Erfolge als Autor, Komponist und Sänger von makaberen Chansons, seit 2001 tritt er allerdings nicht mehr als Interpret der eigenen Songs auf. Die Kritik an konventionellen Wegwerfbüchern macht ihm Spaß, die Entlarvung kommerziellen Schunds springt ins Auge und ins Herz. Mit Bugsy Siegel hat er Schach gespielt. Mit Charly Chaplin zusammengearbeitet; es war Kreislers Klavierspiel, das aufgenommen wurde, wenn man Chaplin am Klavier sah. In einem offenen Brief verbat er sich zu seinem 75. Geburtstag Gratulationen von Seiten des Staates Österreich („weil sich die Republik Österreich in den über vierzig Jahren, seit ich nach Europa zurückgekehrt bin, noch nie um mich geschert hat“). Auf eines sei besonders hingewiesen: In den letzten 60 Jahren ist bislang noch keiner der österreichischen Politiker auf die Idee gekommen, dem Emigranten Kreisler ehrenhalber seine österreichische Staatsbürgerschaft zurückzugeben. Wir wollen ihn als einer unserer großen Österreichischen Dichter und Künstler begrüßen.

Georg Kreisler liest gemeinsam mit seiner Frau, der Schauspielerin und Synchronsprecherin (z.B. von Olivia de Havilland) Barbara Peters.

PS: Achten Sie bitte darauf, dass Georg Kreisler nur einmal auftreten wird!

 

hdh

 

Bücher: Anfänge 2010 Atrium Verlag; Zufällig in San Francisco Ein Querschnitt 2010 Verbrecher Verlag Berlin; Georg Kreisler: Gibt es gar nicht Autobiografie 2005 Scherz Verlag; Alles hat kein Ende Roman 2004 Arco Verlag; Der Schattenspringer Roman 1996 Edition Dia Berlin.

 

Website: www.georgkreisler.de/


Katharina Lanfranconi

Foto: ©Lanfranconi
Foto: ©Lanfranconi

Lebt in Luzern



Es gibt Stimmen in der Literatur, die sind zwar beharrlich und nachhaltig, aber so leise und unaufdringlich, dass sie fast überhört werden im manchmal lauten Literaturbetrieb. So eine Stimme gehört Katharina Lanfranconi. Die Schweizer Lyrikerin hat vier wunderschön gebundene und liebevoll gestaltete Bücher geschrieben (alle im kleinen ars pro toto Verlag veröffentlicht), die bisher meiner Meinung nach viel zu wenig wahrgenommen wurden.

Die Gedichte darin sind leicht und grazil, die gelernte Grafikerin nennt es „Malen mit Sprache“. Einer der Gedichtbände (tarot) ist zur einen Hälfte schwarz und zur anderen weiß, von beiden Seiten her lesbar. Dies scheint mir typisch auch für ihre Gedichte, die oft sanft und witzig sind, aber schnell umkippen in Abgründiges: „leicht/lasse/ich/zerbrechliches/fallen/glas/genauso/wie liebe“. Immerzu stellt sie alles ein wenig in Frage, betrachtet die Welt aus einem ganz speziellen Blickwinkel heraus, in knappste Worte (oder eben Pinselstriche) gefasst.

In ihrem neuesten Gedichtband Erinnerungsgarten sind auch eine Reihe Kindergedichte zu finden, die den Weg in kleine Herzen schnell finden dürften: „zwergenduft/ähnelt moderluft/wärmt wie wurzelwein/schmeckt nach/winzig sein“. Nach Hall wird sie vielleicht auch Texte aus ihrem ersten Prosaband mitbringen, der bald erscheint.

 

Bücher: Erinnerungsgarten Gedichte 2008; tarot Gedichte 2005; manchmal geh ich nachts zum spiegel Gedichte 2003; im traum heisst mein geliebter meer Gedichte 2002, alle im ars pro toto Verlag.

 

Website: http://www.katharinalanfranconi.ch/


Gabriele Loges

Foto: ©Reiner Löbe
Foto: ©Reiner Löbe

Lebt in Hettingen / Schwäbische Alb


Einmal mehr hat mir der Zufall in die Hand gespielt, wurde meine unbändige Neugier und unaufhörliche Suche belohnt. Zwei schmale Bücher waren auf meinem Schreibtisch in Zürich angekommen. Irgendwann nahm ich mir die Zeit, um darin zu lesen: zwei Bücher mit Erzählungen, in dem einen Band auch vereinzelt Gedichte. Ich las als erstes die Erzählung Die Entscheidung, hernach Asphaltwurzeln, dann noch Gefeuert. Und was ich während des Lesens bereits bemerken konnte, war, nachdem ich das Buch aus der Hand gelegt hatte, immer noch da, hallte nach in mir. Der Nachhall der Bilder war es, dem ich nicht entrinnen sollte, diese Autorin hatte mich genau dort erreicht, wo ich es (was die Sprache und die Sprachführung betrifft) genießen kann, erreicht zu werden. Ein hochkonzentrierter Umgang mit den Worten. "Ich muß besser aufpassen. Aber manche Medikamente nehmen mir das Denken. Es sei schwer, für mich die richtige Dosis zu finden. Sagen sie" (aus Die Entscheidung); bei diesen Zeilen hatte ich das Bild eines Freundes im Kopf und augenblicklich war mir in den Sinn gekommen, wie leichtfertig wir damals mit seiner Krankheit umgegangen (umgesprungen) waren, weil wir seine Krankheit nicht als Krankheit sehen konnten.

Mit sicherer Hand versteht diese Autorin, die musikalischen Elemente der Sprache umzusetzen. Dass sie genau beobachte, die Komplexität der Verhältnisse, die Irrungen und Verwirrungen menschlicher Seelen ließe sie deutlich werden, war in der Schwäbischen Zeitung zu lesen und der österreichische Schriftsteller Erich Hackl vermerkte in seiner Rezension: "Ein Kunststück besonderer Art ist auch Birma ist schön: fast naiv rapportiert, wie aus Notizen einer eifrigen Tagebuchtouristin zusammengestoppelt, verwandelt es sich unversehens in eine vielschichtige Erzählung, die an Grundfragen unserer Existenz rührt." Diese Autorin gehört in die Liste der Entdeckungen für das Sprachsalz-Publikum.

hdh

 

Bücher: Hier wie anderswo Geschichten aus Hettingen 2007; Der Tisch des Dichters, Erzählungen und Gedichte 2004 beide Geest Verlag.


Sigitas Parulskis

Foto: ©Botschaft der Republik Litauen
Foto: ©Botschaft der Republik Litauen

Lebt in Vilnius


Sigitas Parulskis ist einer der bekanntesten Autoren Litauens und einer der wenigen, der vom Schreiben leben kann, in diesem drei Millionen Land mit dieser eigenartig schönen und alten Sprache. Geboren 1965 im ländlichen Obeliai, hat er sich schon 1990 mit seinem Lyrikdebüt den Ruf eines Enfant terrible der zeitgenössischen litauischen Literatur „erarbeitet“. Er zeigt dort eine Welt in der „der Ekel triumphiert“ und ein lyrisches Ich, das „teuflisch leer und göttlich unruhig“ ist. Nach vier Lyrikbänden veröffentlichte er drei Romane, verfasste Dramen sowie Kritiken und Essays. Bis heute polarisiert Parulskis Kritik und Publikum vor allem dadurch, dass er Sakrales und Profanes vertauscht und fusioniert, er ist damit für die einen ein Nestbeschmutzer, für andere ein Mythenschöpfer. Er meint: „Ich will nicht behaupten, dass die Heilige Schrift und Zeitschriften mit nackten Frauen so einfach miteinander zu vergleichen wären. Doch dass mich eigentlich immer nur Gott und die Frau interessieren, das ist die Wahrheit. Zwei Themen, mit denen alles anfängt, aus denen alles kommt und mit denen alles endet.“ 2002 erschien sein erster Roman Drei Sekunden Himmel, der auf Erfahrungen des Autors beruht, der zu den Luftlandetruppen der sowjetischen Armee eingezogen wurde. Er berichtet über die dort herrschenden gnadenlosen Sitten, über kuriose Begegnungen und die Orientierungslosigkeit nach der neu gewonnenen Unabhängigkeit Litauens. „Eine Existenz im freien Fall, in drei nicht enden wollenden Sekunden zwischen Himmel und Erde, Vergangenheit und Gegenwart, Leben und Tod – drei Sekunden, die Einsamkeit bedeuten.“ Drei Sekunden Himmel wird derzeit von Michel Ferra verfilmt.

 

rore

 

Bücher:

Drei Sekunden Himmel (deutsch von Claudia Sinnig) 2009 Claassen; Sraigė su beisbolo lazda (Ü: Eine Schnecke mit Baseballschläger – Kurzgeschichtensammlung) 2006 Vilnius; Iš ilgesio visa tai (Ü: Aus Sehnsucht – das alles; Gedichte) 1990 Vilnius.

Website: Auf Facebook


Peh (aka Paula Gelbke)

Foto: ©Thomas Fels
Foto: ©Thomas Fels

Lebt in Berlin



In Deutschland gilt Paula „Peh“ Gelbke bereits als die unangefochtene Königin des deutschsprachigen Poetry-Slams, und es ist auch anzunehmen, dass ihr eigenständiger und unverwechselbarer Stil bald auch über die heimischen Grenzen hinaus Glanz und Glorie einbringen wird. Ihre eingehende, meist urban motivierte Lyrik und Kurzprosa sowie ihre ohrenberauschende, rhythmische Vortragskunst auf der Bühne sind Spiegelbild einer neuen, jungen und hoch energetischen Literatur, die neben der Sprachakrobatik auch die Tauglichkeit der Texte vor Live-Publikum ins Zentrum des Schreibens stellt.

 

Beim Poetry Slam steht die Performance ja sehr im Vordergrund, bei so manchen oft zu sehr. Anders bei Paula Gelbke, alias Peh. Ich habe selten Slammer erlebt, die so mitreißend und vor allem authentisch wirken wie sie. Der jungen Berlinerin gelingt die Symbiose von Texten mit hoher Qualität und einer erfrischenden Präsentation.

 

Peh steht nicht umsonst für das P in Poesie, sie ist absolut lesens- wie hörenswert!

 

ES

 

Bücher: Kennst du das? CD 2008 auch unter www.peh-land.de;

Angeschossen Gedichte 2009 Kyrene Verlag.

 

Website: www.peh-land.de


Isolde Schaad

Foto: ©Ayse Javas
Foto: ©Ayse Javas

Lebt in Zürich

 

 

 

Was haben die biblische Eva samt ihrem biblischen Adam, der Maler Lukas Cranach und die Philosophin Judith Butler gemeinsam? Sie alle gehören zum Personal im Roman Robinson und Julia. Isolde Schaad erlaubt in ihrem neuen Werk diesen und anderen Figuren, die Zeiten und Generationen mühelos zu überwinden: Eva wohnt im heutigen Zürich, hat aber auch Jean-Paul Sartre in Paris getroffen, und lässt sich von Cranach eine malerische Botox-Spritze verpassen. Die Schweizer Autorin erzählt herzerfrischend, sprühend vor Humor – und mit viel Lust!

Das große Thema des Romans ist die Frage, ob es denn möglich sei, zu lieben ohne Wirrungen und Irrungen, ob sich die „Zweierkiste“ denn nun wirklich lohnt. Wo eine Heimsuchung ist, ist auch ein Heim“, so der maliziöse Kommentar Schaads. Weder Mann noch Frau werden da verschont.

Lange schon habe ich mich nicht mehr so königlich amüsiert bei dieser Frage, die ja durchaus mit unlustigen Themen wie Schmerz, Betrug, Enttäuschung und anderen zu tun hat: Isolde Schaad schafft es, eindrücklich zu belegen, dass wir letztendlich – trotz Freud, Feminismus, Diversity undsoweiter – in den wesentlichen menschlichen Fragen nicht viel weitergekommen sind. Dies tut sie unerhört wortgewandt und in einer phantastisch irrlichternden Dramaturgie, dass einem beim Lesen die Ohren zu leuchten beginnen vor lauter Vergnügen.

Verpassen Sie nicht eine der ganz großen bittersüß bösen Schweizer Erzählerinnen!

 

mk

 

Bücher: Robinson und Julia Roman 2010; Vom Einen. Literatur und Geschlecht elf Porträts aus der Gefahrenzone 2004; Keiner wars Roman 2001; Mein Text so blau der Sound der Literatur Essays, Stories und Dramen vom Tatort 1997; Body [und] Sofa: Liebesgeschichten aus der Kaufkraftklasse 1994; KüsschenTschüss Sprachbilder und Geschichten zur öffentlichen Psychohygiene 1989; alle Limmat Verlag.

 

Was haben die biblische Eva samt ihrem biblischen Adam, der Maler Lukas Cranach und die Philosophin Judith Butler gemeinsam? Sie alle gehören zum Personal im Roman Robinson und Julia. Isolde Schaad erlaubt in ihrem neuen Werk diesen und anderen Figuren, die Zeiten und Generationen mühelos zu überwinden: Eva wohnt im heutigen Zürich, hat aber auch Jean-Paul Sartre in Paris getroffen, und lässt sich von Cranach eine malerische Botox-Spritze verpassen. Die Schweizer Autorin erzählt herzerfrischend, sprühend vor Humor – und mit viel Lust!

Das große Thema des Romans ist die Frage, ob es denn möglich sei, zu lieben ohne Wirrungen und Irrungen, ob sich die „Zweierkiste“ denn nun wirklich lohnt. Wo eine Heimsuchung ist, ist auch ein Heim“, so der maliziöse Kommentar Schaads. Weder Mann noch Frau werden da verschont.

Lange schon habe ich mich nicht mehr so königlich amüsiert bei dieser Frage, die ja durchaus mit unlustigen Themen wie Schmerz, Betrug, Enttäuschung und anderen zu tun hat: Isolde Schaad schafft es, eindrücklich zu belegen, dass wir letztendlich – trotz Freud, Feminismus, Diversity undsoweiter – in den wesentlichen menschlichen Fragen nicht viel weitergekommen sind. Dies tut sie unerhört wortgewandt und in einer phantastisch irrlichternden Dramaturgie, dass einem beim Lesen die Ohren zu leuchten beginnen vor lauter Vergnügen.

Verpassen Sie nicht eine der ganz großen bittersüß bösen Schweizer Erzählerinnen!

 

mk

 

Bücher: Robinson und Julia Roman 2010; Vom Einen. Literatur und Geschlecht elf Porträts aus der Gefahrenzone 2004; Keiner wars Roman 2001; Mein Text so blau der Sound der Literatur Essays, Stories und Dramen vom Tatort 1997; Body [und] Sofa: Liebesgeschichten aus der Kaufkraftklasse 1994; KüsschenTschüss Sprachbilder und Geschichten zur öffentlichen Psychohygiene 1989; alle Limmat Verlag.


Fabio Stassi

Foto: ©stassi
Foto: ©stassi

Lebt in Viterbo und Rom



Einen der aufregendsten Autoren seiner Generation erlebt man mit dem 1962 in Sizilien geborenen Fabio Stassi. Er lebt in Viterbo und arbeitet in der Biblioteca Federico Chabod in Rom. Fabio Stassi hat bisher drei Romane veröffentlicht.

In seinem dritten Roman Die letzte Partie (dem ersten, der auf Deutsch erschienen ist) erzählt er mit unbändiger Fantasie die Geschichte vom Leben und Untergang des legendären Schachspielers Capablanca. Aus dem Schachspiel macht er eine Metapher für das Leben und schildert auf wunderschön melancholische Weise Leidenschaft, Obsessionen und die ewige Angst vor der Niederlage.

Sein neuester ins Deutsche übersetzte Roman Die Trophäe ist eine atemberaubende Geschichte über Liebe, Fußball und einen unbeirrbaren Rebellen. Im Paris der 20er-Jahre verliebt sich der junge Rigoberto Aguyar Montiel unsterblich in Consuelo, eine wunderschöne Andalusierin, die für die Siegertrophäe „Coupe Jules Rimet“ der bevorstehenden ersten Fußballweltmeisterschaft Modell steht. Als die Angebetete kurz danach auf mysteriöse Weise verschwindet, schwört sich der verzweifelte Rigoberto, wenigstens den Pokal in seinen Besitz zu bringen. Als Sportjournalist getarnt, reist er von Weltmeisterschaft zu Weltmeisterschaft, gelangt vom faschistischen Italien der 30er-Jahre über das revolutionäre Kuba der 50er und das Swinging London der 60er schließlich in das von Diktaturen gebeutelte Südamerika der 70er.

Fabio Stassi erzählt auf mitreißende Weise eine Mischung aus Abenteuerroman, Politthriller und enzyklopädischer Erzählung über die Fußballweltmeisterschaften mit ihren legendären Spielen.

 

rore

 

Bücher:

Die Trophäe 2010; Die letzte Partie 2008 (beide deutsch von Monika Köpfer) beide Kein & Aber Zürich; Fumisteria 2006 Edizioni GBM Rom.

 

 


Rainer Wieczorek

Lebt in Darmstadt



Nachdem ich den ersten Band seiner bei Dittrich Berlin erscheinenden Künstler-Trilogie Zweite Stimme / Eine Künstlernovelle gelesen habe (der Schriftsetzer Baumeister lernt den Spaziergangsforscher Skala kennen, welcher Wolken auf Flaschen zieht, die Landschaft belauscht, das Gras wachsen hört und wird zu Skalas Archivar; und natürlich war ich von der Figur des Künstlers und Spaziergangsforschers augenblicklich angetan "In Skalas Zimmer knispelte es aus einem Lautsprecher. „Das sind sie.“ „So klingen Ameisen.“ „Wenn man sie sehr laut stellt.“), freute ich mich bereits auf den zweiten Teil, die Tuba-Novelle.

Das Buch erschien (im Frühjahrsprogramm 2010), und wenige Tage später hatte ich bereits die letzte Seite gelesen und das Buch schließend, stand mein Entschluss fest: Dem Sprachsalzpublikum darfst du dieses Lesevergnügen keinesfalls vorenthalten. Ein neunmonatiges Stipendium ermöglicht dem Protagonisten in dieser Novelle ein Essay über Becketts Schreib-Refugium (in Ussy-sur-Marne) zu verfassen. Die Arbeit, das Schreiben versiegt jäh, nachdem im Haus gegenüber (im Spanischen Haus) ein Tubaspieler sein tägliches Übungspensum aufnimmt. Vor Becketts Garten hatte Monsieur Horviller eine Jagdhütte zu bauen begonnen, und Becketts Schreibhemmungen feierten dort in dem kleinen Landhaus wahre Triumphe. Und dieser Tubist bringt aber darüber hinaus noch Einiges zum Schwingen in dem Protagonisten. Das sich Auseinandersetzen mit dem Übenden führt den Erzähler immer näher zu Beckett und zu seinem Thema als Essayisten. "Eine Posaune? Nein, es waren tiefere, sanftere, grundlegendere Töne, die jetzt in sein Arbeitszimmer drangen. Er stand auf, öffnete das Fenster, öffnete beide Fenster, horchte." Öffnen auch Sie alle Ihre Gehör-Fenster.

Die in die Novelle eingearbeiteten Notensequenzen (Übungssequenzen) wird der Tubaspieler Herbert Schrattenthaler umsetzen und somit nicht nur den sozusagen wortwörtlichen Teil dieses Buches hörbar werden lassen. Ein weiteres Mal lassen wir Sie dergestalt an einer etwas anderen Literaturerfahrung teilhaben.

 

hdh

 

Bücher: Tuba Novelle Roman 2010; Zweite Stimme Roman 2009 beide Dittrich Verlag Berlin.

Website: www.rainer-wieczorek.de/


Erika Wimmer

Foto: ©Kristin Jenny
Foto: ©Kristin Jenny

Lebt in Innsbruck



Von Beginn an war es uns ein persönliches Anliegen, Tiroler AutorInnen den jährlichen Sprachsalz-Lesereigen eröffnen zu lassen. Österreich ist ein Land, das reich an großartigen Schriftstellerinnen und Schriftstellern ist; und das nicht nur an diejenigen, die man durch das Feuilleton wahrnimmt und aus deutschen Großverlagen kennt. Nicht wenige von uns arbeiten mehr oder weniger im Verborgenen. Der hervorragende Ruf, den die Österreichische Literatur im Ausland genießt allerdings, speist sich nicht zuletzt aus eben dieser Tatsache und diesen Autorinnen und Autoren. Erika Wimmer wird heuer die drei Tage eröffnen. Lässt der Leser, die Leserin (der Zuhörer, die Zuhörerin) sich auf ihre Arbeit ein, öffnen sich sowohl zwischen den Zeilen als auch hinter den Wörtern und Sätzen weitere Räume und bisweilen auch Abgründe. "Da schoben sich von oben Gestalten die Treppe herunter zu uns, es wurden immer mehr und sie drängten, winkten, lächelten, nickten" (aus Die Puppe in Feder Stein).

Ihr Werk nützt sich nicht ab, wird während des Lesens nicht zerrieben, aufgerieben unter dem Leser(innen)auge, und das ist deshalb so, weil Erika Wimmer mit den Leserinnen und Lesern stets auf Augenhöhe bleibt. Sie nimmt sie ernst. Nicht von einer Absicht geprägt ist ihr Werk, sondern von der Ernsthaftigkeit dessen, was sie zu sagen und zu schreiben hat (mit Absicht zu schreiben bedeutet nichts anderes als unterhalten zu wollen; ernsthaft zu arbeiten bedeutet, die Leserin/den Leser mit sich zu nehmen). "Angst ist in jeder Richtung, im Weitermachen und im Abtreten auch" liest man im neuen Roman Die dunklen Ränder der Jahre. Zwei Lebensgeschichten, ineinander verstrickt, aufeinander bezogen, über mehr als ein halbes Jahrhundert voneinander entfernt, ohne sich persönlich erfahren zu haben. Nach und nach schreibe sie ihre Figuren in das Unvermeidliche, ist einer der Rezensionen zu entnehmen.

 

hdh

 

Bücher: Die dunklen Ränder der Jahre Roman 2010 Folio Verlag; Schau ich hinüber zu dir Liebesgedichte 2008 Offizin Meran; Im Winter taut das Herz Roman 2002; Manchmal das Paradies Erzählung 1999 beide Deuticke Verlag; Feder Stein Erzählungen 1996 TAK.

 

Website: www.erikawimmer.at/


John Wray

Foto: ©Sarah Sarchin
Foto: ©Sarah Sarchin

Lebt in Brooklyn, New York und Friesach (Kärnten)



„Er ist wunderbar und spricht perfekt Deutsch, es gibt da nur ein kleines Problem“, sagte die charmante Verlagsdame zu meinem Schweizer Veranstalterfreund: „Er hat einen leichten österreichischen Akzent.“

Was das Publikum in Leukerbad dann von John Wray zu hören bekam, war ein perfekter Auszug aus dem Prachtroman Retter der Welt im wohl charmantesten amerikanisch-kärntner Slang, den die Welt je gehört hat. Kein Wunder: John Wray ist 1971 als Sohn einer Kärntner Onkologin und eines amerikanischen Leukämieforschers in Washington geboren.

Als „grandiosen Roman“(TAZ) und „großer Wurf“ (FAZ) wurde schon sein Erstling Die rechte Hand des Schlafes bejubelt. Der große Durchbruch gelang John Wray nun mit seinem dritten Buch Retter der Welt. Einer intimen Studie der Schizophrenie am Beispiel des sechzehnjährigen William Heller oder Lowboy, der seine Medikamente absetzt und nach seiner Flucht aus der Klapse eine erratische Fahrt durch das U-Bahnsystem von New York unternimmt. Gejagt nicht nur unterirdisch von Schädel & Knochen, seinen „vom Staat bestellten Feinden“, sondern auch oberirdisch von einem Profiler und seiner Mutter. Doch Lowboy hat ein viel schlimmeres Problem: Seit er aus der Anstalt ausgebrochen ist, strebt die Welt zügig auf die Selbstvernichtung zu, und nur er allein kann sie retten.

Ein atemberaubender Roman über unsere wahnwitzige Wirklichkeit, in dem die Wahrnehmung stets ins Wahnhafte verschoben scheint und deshalb umso schillernder die Wirklichkeit spiegelt. Ein Roman, der mit Hochgeschwindigkeit ungebremst seinem packenden Ende entgegen rast.

 

rore

 

Bücher:

Lowboy 2008 New York / Retter der Welt (deutsch von Peter Knecht) 2008 Rowohlt; Canaan's Tongue 2005 Alfred A. Knopf N.Y.; Die rechte Hand des Schlafes (deutsch von Peter Knecht) 2002 Berlin Verlag.