Das Festival 2023 (vom 8.-10. September 2023) ist in Vorbereitung. Erste Infos zum Programm finden Sie hier ab Juni, das ganze Programm ab Mitte August.
alle Fotos: Yves Noir & Denis Mörgenthaler
Zur 20. Jubiläumsausgabe der Literaturtage Sprachsalz sind wieder alle ins Parkhotel nach Hall gekommen: Heimische und internationale Autor*innen ebenso wie ein literaturbegeistertes Publikum, das dem Festival nach zwei digitalen Jahren die Treue hält und für volle Säle gesorgt hat. Ein Höhepunkt war die große Sprachsalz-Gala am Samstagabend mit der südkoreanischen Autorin Kim Hye-jin, der deutschen Filmemacherin und Schriftstellerin Doris Dörrie, dem Schauspieler und Schriftsteller Edgar Selge und der Berliner Autorin Lea Streisand.
Die Programmmacher*innen Heinz D. Heisl, Magdalena Kauz, Elias Schneitter, Ulrike Wörner und Boris Schön waren vom angeregten Festivaltreiben begeistert. «Die Spannung war groß im Vorfeld, ob sich nach der digitalen Pause die Säle wie davor füllen würden – und schon der erste Nachmittag hat gezeigt, dass das Bedürfnis nach dem gemeinsamen Literaturerlebnis ungebrochen ist», ist Magdalena Kauz erfreut. «Volle Säle, volles Veranstalter*innenherz!», ergänzt Ulrike Wörner. «Und diese Euphorie des Publikums hat sich auch auf die Autor*innen übertragen, die endlich wieder in unmittelbaren Austausch mit ihren Leser*innen treten konnten.»
«Einmal mehr hat sich Sprachsalz als Ort bewiesen, an dem auch Literatur, die in kein Genre passt, und Autor*innen, die es für viele erst noch zu entdecken gilt, die große Bühne geboten wird», so Elias Schneitter. Das Jubiläumsprogramm von Belletristik bis zum literarischen Sachbuch, von Lyrik bis Comic, wurde von musikalischen Querverweisen ergänzt, ein neuer Schwerpunkt im Festivalprofil. Heinz D. Heisl: «Das Konzept gibt uns auch nach 20 Jahren recht – wenn man neugierig bleibt und diese Neugierde als eine Herzensangelegenheit mit möglichst vielen Menschen teilt, dann gibt es als Schnittstelle wohl keinen besseren Ort als das Parkhotel.» Eine Schnittstelle zwischen Werk und Autor*innen ist auch das Gesprächsformat Sprachsalz-Club. «Was wir schon immer fragen wollten – das Club-Format begibt sich auf die Geschichten zwischen den Zeilen, die das literarische Werk mit weiteren Facetten bereichert», betont Boris Schön.
DAS JUBILÄUMSPROGRAMM
Gefeiert wurde u. a. Samstagabend bei der traditionellen Sprachsalz-Gala: Schonunglos offen und höchst amüsant erzählte Lea Streisand mit einem Text aus «Hätt' ich ein Kind» über die Wege zur Mutterschaft und das Scheitern der gesellschaftlich geprägten Idee selbiger. Die südkoreanische Autorin Kim Hye-jin gab einen Auszug aus ihrem Roman «Die Tochter», in dem das traditionelle Weltbild einer Mutter durch den queeren Lebensentwurf der Tochter aus den Fugen gerät. Doris Dörrie erzählte wie es ist, mit Männern unterwegs zu sein, und nahm die Zuhörer*innen mit auf eine Reise nach Marokko, die im Band «Die Heldin reist» nachzulesen ist. Radikal persönlich ist auch das literarische Debüt «Hast du uns endlich gefunden» des Schauspielers Edgar Selge, das den familiären Spannungen und Rissen in der scheinbar geordneten Welt des Bürgertums nachgeht.
Auf musikalische Zeitreisen konnte man sich mit dem britischen Musiker, Komponisten und Autor Luke Haines begeben, der mit «Bad Vibes: Britpop und der ganze Scheiß» Einblicke in die heutige (Pop-)Welt gab und einige Songs aus seinen legendären Alben kredenzte. Der Schriftsteller, Politikwissenschaftler und Musikkritiker Benjamin Berton las aus seiner semifiktionalen Biografie «Dreamworld. Oder: vom fabelhaften Leben des Dan Treacy und seiner Band Television Personalities», in der er mit viel Szene- und Zeitkolorit eine britische Musikgeschichte von den 1960er-Jahren bis fast zur Gegenwart erzählt.
Die diesjährige Bachmann-Preisträgerin Ana Marwan entfaltete mit Lesungen aus ihrem ausgezeichneten Text «Wechselkröte» und ihrem Romandebüt «Der Kreis des Weberknechts» ein unterhaltsames, geschliffen ironisches Meta-Spiel des Zwischenmenschlichen. Der kolumbianische Erzähler Tomás González kreist in seinem Geschichtenband «Die stachelige Schönheit der Welt» um das Thema der unangreifbaren Würde des Menschen und spannte atmosphärisch einen Bogen zwischen Zeiten und Kontinenten.
Der deutsche Schriftsteller Christoph Höhtker schilderte mit Auszügen aus seinem dystopischen Roman «Schlachthof und Ordnung» eine Gesellschaft am Rande des Nervenzusammenbruchs und Julia Deck stellte ihre Meisterinnenschaft als spöttische Beobachterin bourgeoiser Bizarrerien unter Beweis, indem sie die Macht des schönen Scheins und der sozialmedialen Inszenierung genüsslich sezierte.
Barbara Hundegger ging – musikalisch begleitet von Lissie Rettenwander – mit «[anich.atmosphären.atlas]» poetisch wie gesellschaftspolitisch den inneren Konflikten einer zerrissenen Existenz nach. Der Schweizer Schauspieler Hanspeter Müller-Drossaart stellte seinen ersten Lyrik-Band «zittrigi fäkke – Gedichte in Obwaldner Mundart» vor, den er der Erinnerung an seine sprachliche Kindheit gewidmet hat.
Paulina Stulin präsentierte bei der ersten Sprachsalz-Comiclesung ihren persönlichen Band «Bei mir zuhause». Weiters gab es eine Querverbindung: Doris Dörrie hatte die Künstlerin um die Adaption ihrer Filmkomödie «Freibad» gebeten, in der Stulin einfühlsam Stimmungen, Geschichten und Konflikte im einzigen Frauenfreibad Deutschlands einfing.
Zu Gast war der bildende Künstler, Journalist und Herausgeber Boris Kerenski mit den ersten beiden bibliophilen Chapbook-Bänden mit fragmentarischen Reisenotizen aus wechselnden Metropolen, und der in Wien lebende Schweizer Andreas Niedermann stellte sich mit seiner Novelle «Das Glück der falschen Fährten» die Frage: Was tun, wenn eines Tages eine berühmte Singer-Songwriterin bei einem einquartiert wird? Der Künstler Paul Renner arbeitet seit über 30 Jahren an der Verwirklichung eines aktionistischen Gesamtkunstwerks, bei Sprachsalz lud er zu einer interaktiven Literaturperformance mit Schnaps und Schlagwerk.
Die 21. Ausgabe der internationalen Literaturtage Sprachsalz findet von 8. bis 10. September 2023 statt.
Für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung bedanken sich die Sprachsalz-Organisator*innen:
Valerie Besl, Max Hafele, Heinz D. Heisl, Magdalena Kauz, Elias Schneitter, Boris Schön, Ulrike Wörner
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