Interview: Patricia Smith, Lyrikerin

 

Ein Liveblog führen, während einer großen Veranstaltung - und dabei Zeit finden für lange Interviews? Zur Leipziger Buchmesse 2015 bloggte, berichtete ich für Deutschlandradio Kultur - und stellte einen Fragebogen zusammen, der wenig Raum für weitschweifige Antworten lässt: kurze, schnelle, oft fiese Fragen, die ich u.a. Verlegerinnen, Journalisten und Buchbloggern stellte.

 

Sprachsalz ist eine tolle Gelegenheit, mehrere Autorinnen und Autoren zu befragen - darüber, was und wie sie lesen, was ihnen wichtig ist, womit sie hadern. Schnelle, aber intensive Gespräche.

[Die anderen Teile dieser Gesprächsreihe trugen den Titel "Freche Fragen". Patricia Smith hat die selben Fragen beantwortet - doch weil es wenige deutschsprachige Texte zu ihr gibt, nehme ich die googlefreundlichere, simplere Headline 'Interview: Patricia Smith, Lyrikerin'.]

 

außerdem erschienen: Safiye Can (Link)  |  Michael Stavaric (Link) | Christoph Simon (Link)

 

Foto: Denis Mörgenthaler
Foto: Denis Mörgenthaler

 

Die Lesung, beim Sprachsalz-Literaturfestival in Pforzheim:

Patricia Smith. Wow. Zuerst liest Ariela Salbacher, Schauspielerin aus Zürich: kluge, bezugsreiche, sehr bildstarke, erzählerische, in tausend Richtungen greifende und denkende Langgedichte - wunderbar übersetzt, wunderbar vorgetragen. Ich könnte das zwei Stunden lang hören! Dann trägt Patricia Smith vor, im US-Original – noch zehnmal melodischer, zehnmal performativer, wogend, schwärmend, bellend, singend, leidenschaftlich: Ihre Gedichte sind gut. Doch DAS kann man nicht nachlesen. DAS muss man hören. Erleben!

 

Anspruchsvolle sozialkritische US-Gegenwartslyrik, von einer Frau vorgetragen, die vor Energie fast birst: Ich kann nicht versprechen, dass es jeder lieben wird – doch immer mehr aktuelle Filme und US-Serien feiern gerade energische, lebendige, beißend kluge schwarze Frauen. Im selben Raum zu sein mit Smith ist ein… kleines Geschenk: Nehmt das mit! Hört zu! Ich war beeindruckt.

 

 

...und sage das als jemand, der Literaturkritiker hasst, die dauernd das Wort „beeindruckt“ benutzen.

 


 

Patricia Smith

Patricia Smith (Foto: Marc Tschudin)
Patricia Smith (Foto: Marc Tschudin)

Lebt in Howell, New Jersey

 

Als man in der deutschsprachigen Literaturwelt noch meinte, Slam sei falschgeschriebener Schlamm, hat Patricia Smith genau damit in den USA begonnen. In den wilden späten 80er Jahren der aufsteigenden Spoken Word und Slam Szene in Chicago stieg sie auf wie ein Komet, gewann mehrfach die größten Wettbewerbe wie den National Poetry Slams.

Sie mag auch deshalb so viel Erfolg haben, weil ihre Gedichte nicht nur auf Rhythmus, Effekt und Witz beruhen (womit sich Slammer manchmal zufrieden geben), sondern auch sprachlich kunstvoll, voller raffinierter erzählenden Momente und nicht zuletzt politischen Botschaften sind, von denen manche so kraftvoll sind, dass sie heiße Debatten entfachten, was – heutzutage oft vergessen – eine der wichtigsten Funk­tionen gerade von Lyrik sein kann.

Sie beobachtet Szenen im Alltag, schlüpft in ihren Gedichten oft in ihre Figuren, sei dies die sterbende Frau am Rand der Katrina-Überschwemmung oder ein Skinhead (allein die Youtube-Version dieses Gedichts erhielt zig kontroverse Kommentare) und erzählt aus diesen Positionen in einem unnachahmlichen Rhythmus.

Wir freuen uns wahnsinnig, dass sie dieses Jahr bei Sprachsalz Pforzheim die Bühne zum Vibrieren bringt mit ihrer Stimme. Denn diese Frau ist ein garantiertes ­Bühnen-Erlebnis: Verpassen Sie sie nicht!

MK

 

Bücher-Auswahl:

«Gotta Go, Gotta Flow» Fotobuch gemeinsam mit Michael Abramson 2015 CityFiles Press; «Shoulda Been Jimi Savannah» Gedichte 2012; «Blood Dazzler» Gedichte zum Hurrikan Katrina 2008; «Teahouse of the Almighty», 2006 alle bei Coffee House Press Minneapolis; «Janna and the Kings» Kinderbuch 2003 Lee & Low; «SLAM! Poetry: Heftige Dichtung aus Amerika» Anthologie 1993; «Close to Death» Gedichte, 1993 Big Towns; Cambridge.

http://wordwoman.ws/

 


 

Was lesen Sie gerade?

20 Lyriksammlungen: Ich bin Jurorin für einen Preis für schwarze US-Lyrik und habe noch etwa drei Tage Zeit. Die Entscheidung wird sehr eng.


Lesen Sie digital?

 

Beim Reisen Ebooks, ja: Ich habe viele auf dem iPad. Aber ich bin Uni-Dozentin – und gerade ist die Zeit, in der Klausuren bewertet werden. Also muss ich erstmal die Arbeit des Semesters zu Ende bringen.

 

Nennen Sie ein Buch, das Sie lieben.

 

A Street in Bronzeville“ von Gwendolyn Brooks – eine Lyrikerin. Wir kommen beide aus Chicago. Ich komme immer wieder auf dieses Buch zurück.

 

Haben Sie ein Familienmitglied, dessen Leben ein guter Roman wäre?

 

Mein Sohn vermutlich: Er war für etwa zwei Jahre lang im Gefängnis. Er hatte Probleme in seinen letzten Jahren als Teenager. Heute geht es ihm gut – aber ich denke, er hat eine Menge mitgemacht, das er mir nie erzählte. Ich würde es sehr gern nachlesen!

 

Ein Schriftsteller, den Sie gern interviewen würden?

 

Lebend oder tot?

 

Egal – die meisten Leute nennen Tote.

 

(lacht) Gwendolyn Brooks. Ich will immer glauben, wir hätten viel gemein – den selben Hintergrund. Sie schreibt viel über die Sorte Viertel, in der ich groß wurde. Und sie erinnert mich daran, das gewöhnliche Menschen am besten schreiben.

 

Haben Sie im letzten Jahr ein Buch an ein Kind verschenkt?

 

Ja. Ich gehe oft an Schulen – Grundschulen, an denen ich Schreibkurse gebe, und meist fällt mir ein Kind mit einem Talent, einer Begeisterung für Lyrik auf. Dann gebe ich ihm eine Sammlung meiner Arbeit. Meine Enkelin ist jetzt 21, und sie hat mir ihre Kinder- und Jugendbücher vererbt. Also nehme ich oft ein Buch aus ihrer Bibliothek und gebe es weiter: Etwas, das besser zum Alter der Kinder passt.

 

Sind Bücher Ihr Lieblingsmedium?

 

Ja. Ich habe eine große Bibliothek gelesener Bücher, und ich weigere mich, sie auszusortieren. Ein Buch, in deinen Händen: Das Gefühl ist durch nichts zu ersetzen. Ich komme immer wieder zu Print-Ausgaben zurück.

 

Werden TV-Serien immer beser?

 

Das würde ich sagen. Ich schaue nicht viel TV, weil ich so viel reise: Eine Serie sehen heißt, sich wirklich auf sie einzulassen. Mein Mann, Bruce DeSilva, schreibt Krimis, und er liebt Serien – und ist sehr beeindruckt davon, wie gut geschrieben sie mittlerweile sind: Immer wieder zeigt er mir Serien. Nicht, weil sie gut inszeniert sind, so gut aussehen. Sondern, weil sie so gut geschriebe sind.

 

Werden Videospiele immer besser?

 

Weiß ich nicht. Sie haben mich nie interessiert. Sie werden immer realistischer jedenfalls: viele sehen aus wie Kameraaufnahmen.

 

Wird Literatur immer besser?

 

Hm. Nein. (lacht) Glaube ich nicht. Es gibt eine Menge Promi-Literatur. Schnell geschriebene, schnell verlegte Bücher – Titel, die aktuelle Themen aufgreifen und sehr newsy sind – doch nicht unbedingt gute Literatur. Es scheint, als würden Bücher viel schneller geschrieben werden, bemüht aktuell sein – nicht, weil der Autor diese Themen wirklich behandeln, sondern, weil er unbedingt ein Buch auf dem Markt haben will. Heute erscheint nichts, über das ich noch in zehn Jahren sprechen werde: Literatur, die bleibt.

 

Gibt es ein Buch, von dem Sie wünschten, es sei nie geschrieben worden?

 

Ich denke „50 Shades of Grey“. Das ist das schlimmste – ich weiß nicht, welcher Lektor das sah und sagte „Das ist eine gute Idee“. An dem Buch zeigt sich alles, was schlimm an Schock- und Möchtegern-Skandal-Literatur ist.

 

Stell dir vor, Zeitreisende würden ein Buch aus der Geschichte löschen wollen – und dein Tod könnte das Buch retten. Für welches Buch würdest du sterben, damit es nicht gelöscht wird?

 

Grünes Ei mit Speck“ von Dr. Seuss. Es hat so vielen Menschen so viel Freude geschenkt, jeder hat daraus gelernt, und ab und zu, immer wieder nehme ich mir Kinderbücher und lese sie noch einmal – weil sie mich daran erinnern, wie viel Freude in einer Sprache steckt.

 

Was wäre schlimmer: Falls morgen alle Musik verboten wird… oder alle Bücher?

 

Literatur – weil man mit Sprache Musik schaffen kann. Es gibt Metrum, Reime, Sprache hat Rhythmus… und ich glaube nicht, dass das umgekehrt auch gilt: Mit Sprache kann man singen – aber mit Musik nicht wirklich sprechen.

 

Haben Sie schonmal ein Buch abfotografiert und online gepostet?

 

Ja! (lacht) Ich habe sogar schon Fotos von Büchern geteilt, die es noch gar nicht gibt: Sobald ich das Cover hatte für das Buch von mir, das nächstes Jahr erscheint, habe ich es gepostet. Ich mache das die ganze Zeit!

 

Rezensieren Sie Bücher?

 

Ja – für die Washington Independent Review of Books. Etwa alle vier Monate schicken Sie ein Buch an mich.

 

Hatten Sie gute Schreiblehrer?

 

Erst, als ich erwachsen war. Die Schulen, an denen ich war, hatten nicht viel Geld. Die Lehrer wirkten resigniert und mutlos. Mein Vater war ein großartiger Geschchten-Erzähler, und ich glaube, ich habe von ihm mehr Ratschläge erhalten als von meinen Lehrern. Erst, als ichälter war und mir klar war, was ich wissen und lernen wollte, fing ich an, mir bessere Lehrer und Mentoren zu suchen.

 

Sie hatten insgesamt also mehr schlechte als gute Lehrer…?

 

Lehrer auf jeden Fall, denen nicht sehr wichtig war, was mir wichtig war.

 

Haben Sie schonmal einen Manga gelesen?

 

Nein. (lacht) Was ist das?

 

Ein japanischer Comic.

 

Nein.

 

Haben Sie einen Lieblings-Superhelden.

 

The Thing.

 

Aus dem John-Carpenter-Film? Oder… Swamp Thing?

 

Nein: von Marvel.

 

Ben Grimm! Fantastic Four. Ja.

 

Er hat keinen Filter. Er ist sehr direkt.

 

Haben Sie heute schon jemanden gesehen, den Sie nicht mögen?

 

Nein.

 

Sind Autorinnen und Autoren im Schnitt hübscher als Alltagsmenschen auf der Straße?

 

Nein. (lacht) Autoren sind schlimm, weil sie viel Zeit daheim verbringen, Zeug aus- und durchprobieren, schreien, kein Bad nehmen, sich nur um ihre Arbeit drehen. Ihr Äußeres ist ihnen dann nicht wichtig.

 

Haben Sie sich je auf ein Stipendium beworben?

 

Ja.

 

Verbringen Sie mehr Zeit mit Lesen als im Internet?

 

Ich nutze jede Gelegenheit zum Lesen – aber während der Unterrichtszeit, mitten im Jahr, fällt mir das schwer. Gewöhnlich bin ich mehr am Computer.

 

Haben Sie einen Nobelpreis-Favoriten?

 

Rachel McKibbons: Sie ist eine verblüffende Autorin – doch das Veröffentlichtwerden ist ihr nicht so wichtig: Sie leistet eine Menge wirklich gute, menschliche Arbeit; tut viel für junge Frauen, Opfer von Missbrauch. Sie macht sehr gute Zwischenrufe [„a very good cultural commentator“] und müht sich vor Ort, an Brennpunkten, sehr ab.

 

Kennen Sie einen deutschen lebenden AutorIN, der oder die den Nobelpreis verdient?

 

Ich kenne nur die deutschen Schriftsteller*innen hier auf dem Festival.

 

In welchem Kultur-/Sprachraum entdecken Sie die meiste Literatur?

 

Eins der Probleme daran, wenn man immer wieder zur selben Literatur zurückkehrt, im selben Kulturraum für seine Arbeit recherchiert: Man lernt nichts mehr. Also zwinge ich mich, mich fremden Dingen auszusetzen oder Sachen, von denen ich anfangs denke, dass ich sie nicht lesen will.

 

Gibt es aktuell schlechte Bücher, über die Sie nicht öffentlichen sagen, dass sie schlecht sind – um eine andere Person nicht zu verletzen oder beruflich zu schaden?

 

Es gibt einige Lyriker*innen, die veröffentlichten, bevor sie so weit waren: Sie schicken mir immer ihre Bücher und Manuskripte – und sagen mir „Schreiben Sie, was Sie daran mochten“. Nicht: „Hat es Ihnen gefallen?“, sondern „Was hat Ihnen besonders gefallen?“, und manchmal fällt mir schwer, zu antworten: „Das bräuchte noch mehr Zeit, das ist noch halbgar.“ Dieses Riesenstreben danach, veröffentlich zu werden… manchmal versuchen Leute, so schnell wie möglich zu debütieren.

 

Haben Sie die „Hunger Games“ gelesen oder gesehen?

 

Nein.

 

Twilight“?

 

Ich glaube, ich habe einen Film gesehen, mit meiner Enkelin. Nicht, weil ich etwas gegen solche Filme habe – sondern, weil mir Zeit fehlt: Ich kann mich nichtmal an den letzten Film, den ich sah, erinnern.

 

Harry Potter?“

 

Ja. Aus irgendeinem Grund redeten alle darüber, dass die Romane blasphemisch/gotteslästerlich sind also wollte ich sie lesen, bevor [my kid] sie las. Sie waren so gut, dass ich einfach immer weiter las.

 

Ihre Tochter? Ihr Sohn?

Meine Enkelin. Ich sagte „My Kid“, weil ich sie aufgezogen habe.

 

Haben Sie heute schon Fotos gemacht und irgendwo geteilt?

 

Gestern – aber nur mit der Digitalkamera: Ich lade Fotos später hoch und teile sie dann gesammelt. Normalerweise am Ende einer Reise, als Rückschau.

 

Gibt es Autoren, von denen Sie jedes neue Buch lesen?

 

Mehrere Lyriker. Und mein Mann zeigte mir mehrere Krimi-Autoren. James Lee Burke bringt Plot und Sprachmelodie/Musik gut zusammen – bei ihm ist Poetisches ein wichtiger Bestandteil.

 

Leihen Sie aktuell Bücher in Bibliotheken?

 

Nein.

 

Haben Sie Lesungen in Bibliotheken?

 

Nein – das ist schon sehr lange her. Das passiert kaum.

 

Sind Sie die größte Leserin ihrer Familie?

 

Nein. Mein Mann verschlingt Bücher.

 

Was war Ihre bisher schönste Lesung oder Performance?

 

Ich las in Osaka, Japan – in einem Stadion mit etwa 20.000 Menschen.

 

Und was war am schlimmsten an Ihrer schlimmsten?

 

An einem New Yorker College: Die schlechtesten Lesungen sind die, bei denen die Professoren den Schülern sagen „Ihr MÜSST kommen“, und keiner will wirklich da sein. In solchen Fällen versuche ich, die Leute noch reinzuzuziehen, zu überzeugen – aber ich schafft es nicht: Nichts hat geklappt.

 

Lesen Sie zu wenig?

 

Ich hätte gern mehr Zeit zum Lesen. Aber immer, wenn ich nicht lese, schrebe ich oder bin ich auf Reisen – insofern ist das nicht schlimm.

 

Ihre deutsche Lieblingsstadt?

 

Dafür sah ich zu wenig. Auch hier auf Festivals kommt man ja kaum raus.

 

Der schönste Ort, an dem Sie je lebten? Oder: der Ort, der Sie am meisten stimuliert?

 

Wahrscheinlich meine Heimatstadt Chicago – auf jeden Fall der stimulierenste Ort.

 

Schweiz oder Österreich?

 

In der Schweiz war ich noch nie. Deshalb sage ich: Österreich.

 

Twitter oder Facebook?

 

Facebook.

 

Verdienen Sie so viel, wie Sie wert sind?

 

Wahrscheinlich, ja. Ich bin recht glücklich.

 

Kennen Sie so viele Leute, wie Sie kennen sollten?

 

Ich bin glücklich, genau so, wie es ist. Ich wäre auch nicht gern jemand, der nicht die Straße entlang gehen kann, ohne erkannt zu werden.

 

Haben Sie Angst um Ihre(n) Job(s)?

 

Nein.

 

Nennen Sie einen guten kleinen Verlag.

 

Graywolf.

 

Ja! Glauben Sie, in den nächsten zehn Jahren wird in der Buchbranche mehr sterben als neu wachsen?

 

Das wird sich die Waage halten: Immer, wenn der Bedarf nach Lesestoff wächst, wächst auch die Branche. Ich mache mir um die Verlagsbranche nicht zu viele Sorgen. Ich glaube, die Kleinverlage sind in sehr guter Verfassung.

 

Sind Graphic Novels Literatur?

 

Ja.

 

Ein Buch, das Sie zum Weinen brachte?

 

Ich glaube nicht, dass mich ein Buch zum Weinen brachte.

 

Von welchem Autor haben Sie am meisten gelernt?

 

Gwendolyn Brooks

 

Sind Ihre Eltern reich?

 

Nein.

 

Sind Ihre Eltern reicher als Sie?

 

Nein.

 

Sind Ihre Eltern gebildet?

 

Auf welche Weise. Nein?

 

Liest Ihr Vater?

 

Er ist tot. Und er war eher ein Geschichtenerzähler.

 

Liest Ihr(e) beste(r) Freund(in)?

 

Ja.

 

So viel wie Sie?

 

Nein. Ich bin die Sorte Mensch, that's pushing her to read more.

 

Kennen Sie eine Fernsehserie, die mehr mit Ihnen machte als viele Romane?

 

Nein.

 

Was wäre Ihr Traumland für eine Lesung?

 

Spanien. Ich war noch nie da.

 

Gibt es einen Literaturblog, den Sie regelmäßig lesen?

 

Nein.

 

Gibt es Kritiker, denen Sie vertrauen?

 

Mit Namen kann ich keine nennen – aber es gibt viele Leute, die sich gründlich Gedanken machen und Arbeit leisten, ja.

 

Darf jeder wissen, welche Bücher Sie gelesen haben?

 

Klar.

 

Darf jeder wissen, welche Bücher Sie nicht gelesen haben?

 

(lacht) Klar.

 

Hat Sie schon mal eine Szene in einem Buch sexuell erregt?

 

Nein.

 

Lesen Sie eine feste Tageszeitung?

 

Die New York Times, jeden Tag.

 

Sind Bücher aktuell eher hübsch oder eher abstoßend gestaltet?

 

Ich glaube, optisch wurden sie besser. Es ist jetzt wichtiger geworden, dass ein Buch Menschen dazu einlädt, zum Regal zu kommen und es herauszunehmen.

 

Ist Lesen wichtig für Kinder?

 

Ja.

 

Ist Literaturlesen für Erwachsene wichtig?

 

Ja.

 

Genauso wichtig wie für Kinder?

 

Ja.

 

Habe Sie eine Liste von Büchern, die Sie lesen wollen?

 

Habe ich – aber es ist sehr frustrierend, weil die Bücher auf dieser Liste immer weiter nach hinten rutschen: Ich will ein Buch lesen, wenn es erscheint – aber schaffe es dann erst ein Jahr später.

 

Über welches Buch sollte jeder sprechen?

 

Nicht EIN Buch, nein. Ich glaube nicht, dass es EIN Buch gibt, auf das sich alle fixieren sollten.

 

Lesen Sie Jugendbücher?

 

Gerade nicht. Aber wenn ich Schulen besuche, ja.

 

Haben Sie im letzten Jahr eine(n) nicht-weißen AutorIN gelesen?

 

Klar. Ich lese durchs ganze Spektrum [alle Backgrounds/Hautfarben].

 

Lesen Sie mehr Männer als Frauen?

 

Das hält sich recht gut die Waage. Männern zuzuhören macht mich nach einer Weile müde.

 

Soll ich Ihnen lieber zehn Bücher von Männern schenken als zehn Bücher von Frauen?

 

Eher Frauen – ich kann mich mehr mit ihnen identifizieren.

 

Kennen Sie lesbische Autorinnen?

 

Yes.

 

Sind Sie mit einem Autor befreundet, deren Buch Sie schlecht fanden?

 

Ich interessiere mich für Menschen, WEIL sie sich als Autor sehen. Wenn ich dann ihre Arbeit lese und nicht mag, fiele mir schwer, ihnen noch näher zu kommen.

 

Nennen SIe ein Buch, das tröstet oder inspiriert.

 

A Street in Bronzeville“. Das Buch wächst so sehr aus der Welt, in der ich aufgewachsen bin, dass es mich dorthin zurück bringt und mich daran erinnert, warum ich überhaupt schreibe.

 

Haben Sie Autor*innen im Selbstverlag gelesen?

 

Sehr viele Lyriker erscheinen im Selbstverlag.

 

Soll ich Ihnen lieber EIN gutes Buch nennen oder sagen, welche zehn aktuellen Bücher Sie sich sparen können, weil sie schrecklich sind?

 

Die schrecklichen erkenne ich selbst.

 

Worüber wird zu wenig gesprochen im Literaturbetrieb?

 

Nein: Wir reden über alles. Wir reden zu viel.

 

Haben Sie ein wichtiges Buch gefördert?

 

Wichtig für wen? Doch – ich würde sagen: ja.

 

Gibt es einen Verlag, dessen Konkurs Sie freuen würde?

 

Das wünsche ich niemandem.

 

Sind diese Fragen „fies“?

 

Sie sind mir recht.

 

Haben Sie sich heute schon ein Buch gemerkt?

 

Nein.

 

Hat man Ihnen heute schon ein Buch geschenkt, geschickt oder versprochen?

 

Nein.

 

Welcher andere hier Autor hat Sie am meisten überrascht?

 

Ich war nicht in vielen Lesungen – und die englischsprachigen Autoren hier kannte ich schon.

 

Wer sollte das nächste Mal hier sein?

 

 

Andre Dubus III.

 

Foto: Denis Mörgenthaler
Foto: Denis Mörgenthaler

 

STEFAN MESCH schreibt als Kritiker und Literaturexperte für die ZEIT, Deutschlandradio Kultur und den Berliner Tagesspiegel. Bis 2008 studierte er Kreatives Schreiben & Kulturjournalismus in Hildesheim. Als Liveblogger begleitet er Lesungen, Literaturfestivals, Tagungen, z.B. den Open Mike oder die Buchmessen in Frankfurt und Leipzig. Er lebt in Berlin und Eppingen und arbeitet an seinem ersten Roman, "Zimmer voller Freunde".

 

mehr im Blog: www.stefanmesch.wordpress.com

und auf Instagram, Facebook und Twitter


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