Autor*INNen 2016


Hans Augustin

Hans Augustin © B. Aichner
Hans Augustin © B. Aichner

Lebt in Thaur

 

 

Hans Augustin ist ein Autor und Dichter, der mit der Literatur in den unterschiedlichsten Funktionen zu tun gehabt hat. Er war jahrelang Herausgeber der Tiroler Literaturpostille «InN», er hat in der Höttinger Gasse seine Druckerei (Bleisatz) und die legendäre „Handpresse“ betrieben und er hat als Kulturjournalist für Zeitungen und für den Rundfunk gearbeitet. Vor allem aber ist er als Dichter und Schriftsteller an die Öffentlichkeit getreten. Er hat für das Theater gearbeitet, zahlreiche Hörspiele für den ORF verfasst, mehrere Romane veröffentlicht und hat mehrere Lyrikbände publiziert. In seinen Gedichten spürt man seine Musikalität (er hat am Mozarteum studiert) und seine Spiritualität. «Nichts ist naheliegender als ein Irrweg», schreibt er einmal und an diesen gesellschaftlichen und privaten Irrwegen arbeitet sich Hans Augustin ab. Er schreibt Gedichte als Suchender, auch als religiöser Mensch; das Fundament seiner Prosa ist ein ethischer Ansatz im besten Sinne des Wortes. Seine Literatur ist Haltung und Anliegen gleichermaßen.

 ES

 

Bücher-Auswahl:

«Der Fälscher. Geschichten für die Zeit danach» 2013 Prosa; «Aufzeichnung einer Täuschung» 2010 Roman; «Und lebt mitten unter uns» 2005 Gedichte, alle bei Kyrene Wien-Innsbruck; «Der im brennenden Dornbusch» 2009 Roman Skarabaeus Innsbruck; «Die Anhänglichkeit des Reisenden an den Weg» 1990 Gedichte Handpresse Innsbruck;

 


Marcel Beyer

Marcel Beyer (c) sprachsalz
Marcel Beyer (c) sprachsalz

 Lebt in Frankfurt/Main

 

Wenn der Begriff ≪Klangspuren≫ nicht bereits als Name eines Festivals vergeben wäre, hatte man den Terminus speziell für die Beschreibung von Marcel Beyers Werk erfinden müssen. Vom Roman ≪Flughunde≫ (1995), mit dem er als junger Autor seinen literarischen Durchbruch erlebte, über seine Gedichte bis hin zu den Opernlibretti ziehen sich die ≪Klangspuren≫, denen Marcel Beyer auf seinen Erkundungsgängen durch Geschichte, Leben und Kunst folgt. Man brauchte ≪nichts weiter, als genau zuzuhören≫ und man könnte ≪aufgrund einer Stimme einen ganzen Menschen≫ in seiner Vorstellung entstehen lassen, meint der Stimmensammler Hermann Karnau in ≪Flughunde≫.

Folgen Sie Marcel Beyers Sprache und Sie erhalten eine Vorstellung davon, was sich aus Klangen alles heraushören lässt – sei es aus den zum ersten Mal über Lautsprecher übertragenen Stimmen des Nationalsozialismus oder aus der Musik der Reggae- und Popkultur, mit der sich Beyer nicht nur literarisch, sondern auch als Musikkritiker beschäftigt. Als Marcel Beyer zu Sprachsalz eingeladen wurde, wussten wir noch nicht, dass er den diesjährigen Büchner-Preis erhalten würde. Dass dies nun so ist, freut uns natürlich ganz besonders.

RG

 

Bücher-Auswahl:

«Kaltenburg» 2008; «Flughunde» 1995; «Menschenfleisch» 1991; alle Suhrkamp Verlag; «Spione» 2000 DuMont; Gedichte: «Graphit» 2014 Suhrkamp; «Erdkunde» 2003 DuMont; «Falsches Futter» 1997 Suhrkamp; Opernlibretti (Komposition Enno Poppe): «Arbeit Nahrung Wohnung. Bühnenmusik für 14 Herren» (2008), «IQ. Testbatterie in 8 Akten» (2012).

 


Safiye Can

Safiye Can (Foto: Jaques Fleury-Sintes)
Safiye Can (Foto: Jaques Fleury-Sintes)

Lebt in Frankfurt/Main

 

«Wie viel anderes soll eine Dichterin noch sein, wenn sie eine Dichterin ist?» fragt Safiye Can, in ihrem Band Rose & Nachtigall, in dem sie – ganz Dichterin – auf das alte Motiv der Diwan-Literatur, Rose und Nachtigall (das im türkischen Original den klingenden Namen «gül ile bülbül» trägt) zurückgreift und in die Gegenwart überträgt: «Unterwegs lese ich durchnässte Träume auf / und hänge sie an die Wäscheleine / in meinem Herzen das Herz einer Nachtigall /weiß nicht, wohin die Lebensleiter anlegen / wohin mit Händen und Füßen / an welches Postfach/die Enttäuschung adressieren.»

In Offenbach am Main ist sie als Kind tscherkessischer Eltern geboren, ihre erste Muttersprache war das Türkische, in der Schule lernte sie Deutsch und begann bald, Gedichte zu schreiben. Ihre Texte leben von einem­ mutigen Bilderreichtum und zeigen, dass Heimat, auch die sprachliche, nicht auf einen einzigen Ort reduziert sein muss: «Vielleicht ist Heimat eine Zeile Kurt Cobain / ein Vers Attilâ Ilhan / eine tausendjährige Sehnsucht, ergraut das Haar / der Regenduft auf dem Ackerland / ein Blick aus dem Fenster, schwarzweiß / ein Furchenweg mit Laub am Herbsttag / oder Onkel ­Cemil mit Wollmütze, wenn er lacht.»

 

UW

 

Bücher-Auswahl:

«Rose und Nachtigall» Gedichte 2014, «Diese Haltestelle hab ich mir gemacht» Gedichte 2015 beide Verlag Größenwahn, «Das Halbhalbe und das Ganzganze» Kurzgeschichte 2014 Verlag Literatur Quickie.

www.safiyecan.de

 


John Cleese

Lebt in London und Kalifornien

 

 Ihn für Hall zu gewinnen, das war für mich persönlich wohl die schwierigste Aufgabe, die ich mir für Sprachsalz jemals gestellt hatte. Nun, da es gelungen ist, fragt man sich zwischendurch schon, was einen dazu bringt, sich immer wieder solchen Anforderungen auszusetzen. Neben der Frage der Herangehensweise an das Unter-fangen, heißt es immer wieder auch: Mut zum Scheitern aufbringen. Was verleiht einem diese Energie? Es sind jene großartigen Bücher, die man liest/entdeckt. Es sind die Momente, wenn man einem wie John Cleese persönlich begegnen darf. Es sind die Momente, wenn es einem gelingt, einen der sogenannten Helden aus Jugendzeiten für unser Festival und unser Publikum zu gewinnen. Alles andere Unschöne löst sich dann auf. Der große «Fisch namens Cleese» scheucht die Elritzen (Bitterfische) in die Stromschnellen der Nebensächlichkeit. Es scheint mir vermessen, diesen Weltstar hier des Langen und Breiten vorzustellen, ist es doch so: Dass kaum jemand ihn nicht kennt. «And now for something completely different»: Sichern Sie sich frühzeitig Ihren Platz; wir werden nämlich – was unsere Lesesäle betrifft – nicht vergrößern.

 HDH

 

Bücher-Auswahl:

«Wo war ich noch mal?» 2015 Karl Blessing Verlag; «A Fish Called Wanda» 2007 Reclam Verlag; «Fawltys Hotel» 1995 Haffmans Verlag Zürich. http://blog.johncleese.com/

 


Stephan Eibel Erzberg

(c) Eibel-Erzberg
(c) Eibel-Erzberg

Lebt in Wien

 

Lyrik hat bei uns oft – ganz im Gegensatz zum angloamerikanischen Raum – einen muffigen, schalen Beigeschmack. Diffus, weinerlich und unverständlich, so ist der Ruf der heutigen Lyrik bei manchen Lesern. Bei Stephan Eibel Erzberg treffen die oben genannten Beifügungen zu 100% nicht zu, denn er braut seine Gedichte aus einem ganz anderen Stoff, oder noch besser: schnitzt sie aus einem anderen Holz.

Seine Themen holt er sich vorwiegend aus dem Alltag, dem österreichischen Alltag wohlgemerkt. Er kommt mir manchmal wie ein Boxer vor, der heftig austeilt, aber auch einsteckt und nicht selten in den Seilen hängt. Jedenfalls ist Stephan Eibel Erzberg kein Schöngeist und der Dreschflegel ist ihm nicht fremd: Hart, kurz, prägnant, oft vulgär, frech, rotzig, immer direkt und ohne Rücksicht auf Verluste, manchmal völlig daneben, was dann aber auch wieder erhellend sein kann. Das sind die Ingredienzien, mit denen Eibel Erzberg seine hochprozentigen Destillate herstellt.

ES

 

Bücher-Auswahl:

«unter einem himmel» Gedichte 2016, Limbus Verlag Innsbruck; «Licht aus» Gedichte 2012 Styria Wien; 2008

«Sofort verhaften» Roman Lehner.


Martin Fritz

Lebt in Innsbruck

 

Wem die junge Tiroler Literaturszene vertraut ist, der kennt auch Martin Fritz. Wem sie noch fremd ist: Lesen Sie «Intrinsische Süßigkeit» (2013). Für die Neu - Anfänger von Fritz-Lesern hier noch eine kurze Gebrauchsanleitung:

1. Wann immer der Drang bei Ihnen aufkommt, dass Sie die Bedeutung einer Verszeile verstehen wollen oder – noch dreister – gar wissen wollen, was sich der Autor dabei gedacht hat: unterdrücken Sie selbige Begierden! Wenn der Autor Ihnen deutlich hätte etwas sagen wollen, hätte er es getan.

2. Wenn Sie bereits den Rotstift in der Hand haben und glauben, einen Grammatik- oder Rechtschreibfehler korrigieren zu müssen ­ lassen Sie auch dies bleiben. Wenn der Autor etwas hätte richtig schreiben wollen, hätte er es gekonnt und getan.

3. Setzen Sie sich in einen bequemen Stuhl und lassen Sie sich hin-einziehen in Martin Fritz’ eigenwillige Wörterwelt. Wenn Sie dann das Gefühl bekommen, dass Sie sich in einer etwas irren Welt befinden, in der frei von allen Regeln alles wahr ist, was man sprechen kann, dann lassen Sie sich fallen – denn «Die Welt ist alles, was der Fall ist»  (Wittgenstein).

Nur eines wäre ratsam: dass Sie schon einmal einen Computer mit Internetanschluss bedient haben. Und wenn es nur ein Katzenfoto ist, dass Sie gesehen haben und damit den Unterschied zwischen einer analogen und digitalen Katze nachvollziehen können. Und nun viel Spaß!

Martin Fritz lehrt übrigens Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Innsbruck und weiß ziemlich viel über Popkultur.

RG

 

Bücher-Auswahl:

«Intrinsische Süßigkeit» Gedichte 2013 Berger Verlag; «Emma» Drama 2016 .

Literaturblog: http://assotsiationsklimbim.twoday.net/

 

Jòn Gnarr

Jon Gnarr (Foto: Teitur Jonasson)
Jon Gnarr (Foto: Teitur Jonasson)

Lebt in Reykjavík, Island

 

Indem Menschen reflektieren, inwiefern bestimmte Erfahrungen ihre Persönlichkeit geformt haben, gelingt es ihnen leichter, trotz ständiger Veränderungen eine andauernde Identität herzustellen und aufrechtzuerhalten. «Hören Sie gut zu und wiederholen Sie!!!» ist ein Buch voller Authentizität, Lebensstärke und Überraschungen. Es kann ziemlich erhebend sein, den Pfad des Gestrengen zu verlassen, sowohl den Pfad des gestrengen Lesers sowohl als auch den Pfad des gestrengen Schriftstellers. In seiner Autobiographie «Indianer und Pirat/Kindheit eines begabten Störenfrieds» schildert Gnarr eine Kindheit im Ausnahmezustand: Probleme mit dem Schulsystem, ein schwieriges Verhältnis zu den überforderten Eltern, das Aufkeimen der Neigung für die Idee des Anarchismus; überall eckt der junge Jón an, macht sich Feinde. Dabei entdeckt der gegen eine wenig tolerante Mitwelt ankämpfende Störenfried jene Ideale, für die er später als Politiker kämpfen wird: Gewaltlosigkeit und speziell seine Art, die Dinge nicht zu ernst zu nehmen. Er macht Mut, denn auch ohne Schulabschluss kann man auf dem Bürgermeistersessel einer Hauptstadt landen: Er regiert von 2010 bis 2014 als Bürgermeister die isländische Hauptstadt Reykjavík. Auf seiner Liste der Partei kandidierten unter anderem Musiker, Schauspieler, Comic-Zeichner. Punkte aus dem Wahlprogramm: Offene statt heimliche Korruption / Kostenlose Handtücher für die Schwimmbäder / Ein Eisbär für Reykjaviks Zoo. Es ist uns gelungen, ihn zu «bestechen», die Sprachsalz-Bühne zu erobern. Das sollten Sie sich nicht ent­gehen lassen.

HDH

 

Bücher-Auswahl:

«Hören Sie gut zu und wiederholen Sie!!!» 2014; «Indianer und Pirat/Kindheit eines Stören­frieds» 2015 beide Tropen Verlag. 

 


Iman Humaidan

Iamn Humaidan (c) Barbara De Munnynck
Iamn Humaidan (c) Barbara De Munnynck

Lebt in Beirut

 

«Habe ich mehrere Leben gelebt, oder war es ein einziges, das gereicht hätte für mehrere Frauen?» Fragen wie diese stellen sich die Protagonistinnen in Iman Humaidans Romanen immer wieder, während sie schwungvoll ihre Koffer packen und dann, von plötzlicher Lähmung ergriffen, am Tag darauf doch nicht abreisen. Und die Koffer nie wieder auspacken. Im Nirgendwo zwischen Hoffnung und Resignation stecken bleiben, sich selbst abhanden kommen, in der Kluft zwischen Vergangenheit und Zukunft, in einem endlosen freien Fall, keine Gegenwart zu fassen bekommen. Iman Humaidan, 1956 in Beirut geboren, kartografiert in ihren Romanen mit zarten, manchmal auch verwischenden Linien die Wunden, die der Libanesische Bürgerkrieg in den Körpern und Herzen der Menschen hinterlassen hat – Wunden, die nicht verheilen können, auch wenn schon längst kein Blut mehr tropft. Innerlich entzwei gerissen, auf der Flucht vor oder auf der Suche nach der Vergangenheit, verkörpern Humaidans Figuren dabei in ihren Facetten all die hundert Leben, die Menschen in der Migration auf ihren mäandrierenden Routen so mit sich tragen.

 

Die Einladung von Iman Humaidan bei uns verdanken wir einer Kooperation mit dem Atelier Mondial in Basel. http://www.ateliermondial.com/

AS

 

Bücher-Auswahl:

«Andere Leben» 2013 Roman; «B wie Beirut» 2007 Roman; «Wilde Maulbeeren» 2005 Roman; alle Lenos Verlag Basel.

 


Uta Köbernick

Uta Köbernick © Mirco Rederlechner
Uta Köbernick © Mirco Rederlechner

Lebt in Zürich

 

Zum ersten Mal begegnet ist sie mir auf Youtube. Ja, auch so lernt man heutzutage manchmal gute Literatur kennen: Literatur? Uta Köbernick ist in der Musik- und Kabarettszene bekannt geworden, hat soeben den «Salzburger Stier», eine der renommiertesten Kleinkunst-Auszeichnungen erhalten, und zieht derzeit mit Ihrem Bühnenprogramm «politisch, zärtlich, schön» durch die Lande. Der Titel ist wirklich Programm, er bezeichnet das, was sie auf der Bühne macht schlicht und wahrhaft: Was diese große, schlanke Frau mit dem scharf geschnittenen Gesicht zeigt, ist einfach umwerfend: Sie nimmt Metaphern ernst und beugt sie wunderbar ironisch, kleidet sie in Lieder, die sich musikalisch gewaschen haben, mit einer glasklaren Stimme dazu. Sie traut sich, von zart-poetisch bis messerscharf-politisch und deftig zu sein, und das Ganze in raffinierter Dramaturgie als scheinbar lose Stücke hinzuwerfen («wer mich sucht, der findet mich im Innehaltsverzeichnis»). Die Texte sind allesamt doppelbödig und auf den Punkt gebracht – eben «das ganze künstlerische Kein-Gramm-Fett-Zuviel» wie das Constantin Seibt vom Tagesanzeiger Zürich beschreibt. Und schon deshalb für mich auch ganz klar der Gattung hochliterarisch zuzuordnen.

 

Die gebürtige Ostdeutsche hat schon als Kind eine Musikausbildung bekommen und galt als DDR-Wunderkind, nach dem Fall der Mauer begann sie in Berlin eigene Songs zu komponieren, in Zürich besuchte sie dann die Schauspielschule. Verpassen Sie ihre zwei Auftritte nicht: Am Sprachsalz-Abend wird sie eine kurze Probe Ihres Könnens geben, am Sonntag macht sie den fulminanten Schlusspunkt.

MK

 

CD’s:

«man muss ja nicht gleich» 2013 Klein geld-prinzessin Records; «auch nicht schlimmer» 2010 Kleingeldprinzessin Records; «sonnenscheinwelt» 2006 Stalburg Theater Ton trägerei. www.koebernick.ch

 


Rolf Lappert

Rolf Lappert (Foto: René Lappert)
Rolf Lappert (Foto: René Lappert)

Lebt in Zofingen, Schweiz

 

«Mannezimmer?», schon gehört, war das nicht eine Soap im Schweizer Fernsehen? Rolf Lappert nickt, er schrieb für diese in der Schweiz extrem erfolgreiche Serie. Wir zwei waren damals gerade auf dem Weg in ein altehrwürdiges Fußballstadion in Wien zum Spiel zwischen den beiden Nationalmannschaften der Autoren. Die Schweizer haben 1:7 gegen die Österreicher verloren, aber Rolf Lappert stand vor einem großen Erfolg als Schriftsteller, denn der Bestseller «Nach Hause schwimmen» sollte erst noch das Licht der Buchhandlungen erblicken. Mit diesem Roman räumte Lappert Preise und Komplimente en masse ab, dies zurecht; seine Geschichten greifen weit aus, erzählen vielstimmig mit dem Sinn fürs Wesentliche des Lebens um den Puls der einzelnen Figuren spüren zu lassen. Er sagte mal, dass er beim Schreiben sehr störanfällig sei, ja sogar eine einzelne Fliege könne ihn aus dem Konzept bringen. Freuen Sie sich auf ihn hier in Pforzheim; und wenn Sie ihn mit einer Fliegenklatsche durchs Parkhotel gehen sehen, dann freuen Sie sich gleich nochmal, nämlich auf seinen nächsten Roman.

 UHA

 

Bücher-Auswahl:
«Die Erotik der Hotel­zimmer» Lyrik 1982 Verlag Nachtmaschine Basel; «Der Himmel der perfekten Poeten» Roman 1994; «Die Gesänge der Verlierer» Roman 1995 beide Nagel & Kimche Zürich; «Nach Hause schwimmen» Roman 2008; «Auf den Inseln des letzten Lichts» Roman 2010; «Pampa-Blues» Jugendroman 2012; «Über den Winter» Roman 2015, alle Hanser Verlag München.

 


Jeremy Reed

OHNE ROLF (Foto: Blattrand_print)
OHNE ROLF (Foto: Blattrand_print)

 Lebt in London

 

Und wiederum ein Schriftsteller bei Sprachsalz, den es zu entdecken gilt. Mit seinem Werk in Kontakt zu kommen (durch seinen Schweizer Verleger Ricco Bilger), war und ist für mich ein großer Gewinn. Da von Reed bislang leider erst wenig in deutscher Sprache verfügbar ist, habe ich mich umgehend mit den englischen Ausgaben seiner Romane und Gedichtbände (über 40 Publikationen sind es) beschäftigt. Nach Hall kommt einer der kunstfertigsten und legendärsten Poeten Englands mit einer von Pociao de Hollanda ins Deutsche übertragene Ausgabe des Buches «Inhabiting Shadows» (zu Deutsch «Beach Cafe»). «Rimbaud reconfigured as the men who fell to earth», ein wiedergeborener Rimbaud, meinte J.G. Ballard. Der Schriftsteller und Verleger Lawrence Ferlinghetti sagt über ihn: «One of the most original virtuoso voices to be heard in the poetry of our time». Auch unserem Publikum werden einige der Poeten, deren Namen immer wieder im Zusammenhang mit ihm fallen, persönlich bekannt sein, Namen wie Gerard Malanga, Charles Plymell oder Neeli Cherkovsky. Sie alle waren nämlich bereits zu Gast bei Sprachsalz.

 

Reeds Auftritt in Hall ist der erste Auftritt in Österreich und zugleich auch die deutschsprachige Buchpräsentation. Am Freitagabend und Samstagnachmittag ist der Autor mit seinem Projekt «Jeremy Reed & The Ginger Light» gemeinsam mit dem Londoner Musiker Gerald McGee live zu erleben; und wer sich vorab eingehender informieren möchte, dem sei die Website von Reed empfohlen.

HDH

 

Bücher-Auswahl:

«Beach Cafe» 2016 Bilger Verlag Zürich; «The Black Book» 2016 Ragged Lion Press;
«Picadilly Bongo/Jeremy Reed & Marc Almond (Soft Cell)» 2010 Enitharmon Editions London; «Red Eclipse» 1989 Novel; «Blue Rock» 1987 Novel, beide Johnathan Cape Ltd. London; «The Lipstick Boys» 1984 Novel; «A Man Afraid» 1982, beide The Enitharmon Press London; «Bleecker Street» 1980 Poems Carcanet New Press Limited. 
www.jeremyreed.co.uk/


Tom Schulz

Tom Schulz © Daniel Hengst
Tom Schulz © Daniel Hengst

 Lebt in Berlin

 

Die Reiseliteratur hat nicht allzu viele Freunde. Zu oft wird in die Trickkiste der Banal- und Mentalitäten gegriffen, um wirkliche Begeisterung bei einer breiten Leserschaft hervorzurufen. Doch wenn Tom Schulz auf Reisen geht und darüber schreibt, kann man sich dem so wenig entziehen wie dem Duktus seiner Lyrik. «Zwei Mal bin ich durch Ost- und Westgalizien gefahren. Das eine Mal im Zug, das andere Mal im Traum» – so beginnt der dritte Teil seiner Polnisch-Ukrainischen Reise, die er mal lakonisch, mal detailliert dem Leser erzählt; ihn mitnimmt auf seinem Weg durch Europas Osten, zustimmend nicken lässt, sollte er schon dort gewesen sein und neugierig macht auf Unbekanntes.

 Auch seine Gedichte skizzieren Bilder aus der Fremde, aus der Natur, aus dem Surrealen, dem Tragischen und dem Komischen – doch nie besserwisserisch oder etwa behauptend, die Wahrheit für sich gepachtet zu haben.

«Zwei Katzen hausten in meiner Brust. Eine wild, die andere gezähmt. Wir tranken Kaffee. In der Mitte standen Brotbäume. Da war ein See wie eine Beule, auf ihm schwammen Häuser. Comprende. Ich war niemals du. Doch hätte ich gern deine Augen bewohnt.»

«Es gibt Dichter», so die NZZ beispielsweise über Tom Schulz’ Lyrik-band «Lichtveränderung», «die ihr Können immer wieder am Eigensinn ihres Wollens erproben, an einer Poetik, die nie ganz in Besitz genommen werden kann. Ihre Verse bleiben offen, dem Ungesicherten treu, dem Streben nach der nie zu erreichenden, endgültigen Form. Gerade die ausgehaltene Nähe zur Möglichkeit des Misslingens kann zum überraschenden Glücksmoment bei der Lektüre werden.»

 

UW

 

Bücher-Auswahl:

«Das Wunder von Sadagora. Eine Polnisch-Ukrainische Reise» 2016 edition AZUR; Lichtveränderung» Gedichte 2015 Hanser; «Wir sind jetzt hier. Neue Wanderungen durch die Mark Brandenburg» (mit Björn Kuhlig) 2014 Hanser Berlin.

 


Christoph Simon

Christoph Simon (Foto: adrian_moser)
Christoph Simon (Foto: adrian_moser)

Lebt in Bern, Schweiz

 

Es ist schon sehr lange her, als sich der junge Schriftsteller Christoph Simon im Bahnhofsrestaurant in Solothurn für ein Interview mit mir an den Tisch setzte. Heute ist die Kneipe durch ein Bistro ersetzt worden, aber der Autor wirkt noch immer so frisch wie damals. Von seinem ersten Roman mit dem Titel «Franz oder warum Antilopen nebeneinander laufen» sind bis heute Bücher erschienen, die allesamt in jedes Bücherregal gehören.

Irgendwie machte er dann in seiner Karriere eine Art Umkehrschub: Nachdem er Romane schrieb, an Literaturfestivals und in Literaturhäusern las, steht er nun auf Bühnen als literarischer Kabarettist oder als Poetry Slammer vor 800 Menschen in einer riesigen Halle in Zürich. Der Verfasser dieses Artikels war Zeuge des soeben erwähnten Anlasses. Da fetzten, lallten und kalauerten die anderen Spoken-Worder, was das Zeug hielt, und dann tritt dieser Christoph Simon völlig unaufgeregt und entspannt ans Mikro und beginnt zu reden. Ohne Halligalli erzählt er Sachen dergestalt, dass der Applaus seine Mitbewerbenden von der Bühne fegt. Und irgendwie genau so sind seine Bücher. Beginnt man sie zu lesen, dann nehmen seine Geschichten ganz sachte Fahrt auf, bis es zu spät ist, aufzuhören.

UHA

 

Bücher-Auswahl:

«Franz oder warum Anti­lopen nebeneinander laufen» 2001; «Planet Obrist» 2005; «Spaziergänger Zbinden» 2010; «Viel Gutes zum kleinen Preis» 2011 alle Bilger Verlag Zürich.

www.christophsimon.ch

 


Alina Simone

alina simone © bryan bruchman
alina simone © bryan bruchman

 Lebt in New York

 

 Ihr Buch sei «das Portrait des Künstlers im 21. Jahrhundert – ein reines Vergnügen und echte Inspiration», schrieb John Wray (der Autor von «Lowboy», der auch schon bei Sprachsalz war). Um Musik geht es darin, um Religion (die Religionsgemeinschaft der Duchoborzen), Familie und auch um das Charkow-förmige Loch in ihrem Herzen. Die Geschichten im Buch sind abenteuerlich. Und aben-teuerlich ist auch die Geschichte des Buches: Nachdem ich es ent-deckt hatte und begeistert war und mich beim Verlag nach der Möglichkeit, diese Schriftstellerin zu Sprachsalz einzuladen, erkundigte, hieß es dort, der Verlag existiere nicht mehr: Sofort kam mir wieder die Episode im ihrem Buch «Ich wollte Einhörner» in den Sinn, in welcher sie davon erzählt, wie einige junge Musikenthusiasten ein Label namens «Flock Records» gegründet hatten, auf welchem Alina Simon und ihre Musik groß herauskommen sollte, einer der Enthusiasten dann aber mit dem gesamten Kapital des Labels (immerhin 43.000 Dollar) durchgebrannt war. Ich habe die Schriftstellerin in einem von ihr bevorzugten Café (nahe vom Union Square) in New York getroffen und sie sagte zu, nach Hall zu kommen: Wiederum für mich einer jener Momente, in welchem ich mir sicher war, dass unser Publikum diese Entdeckung begeistern wird.

 HDH

 

Bücher-Auswahl:

«Madonnaland: And Other Detours into Fame and Fandom», 2016 University of Texas Press; «Ich wollte Einhörner» 2015 Graf Verlag; «Note to self» 2013 Fourth Estate LTD, «You Must Go and Win» 2011 Farrar, Straus and Giroux. www.alinasimone.com